Quantcast
Channel: Lebenstempo-Blog » Entschleunigen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Lebenstempo Change-Management Teil 2: Entschleunigen – aber stressfrei

$
0
0
Liegestuhl am Strand by PetraSchuseil

Liegestuhl am Strand by PetraSchuseil


In meinem Artikel: Lebenstempo Change-Management: Mach mal langsam“ hatte ich notiert und den Autor Koch zitiert: „Wenn wir eine zu große Erwartung in Workshops oder Coachings stecken, geht der Stress erst richtig los. Dann wird die Entschleunigung selbst zum Stress”.

Über diesen Satz denke ich nun schon eine Weile nach. Ich bin derzeit im Urlaub auf Sardinien. Auf einer Insel, in der vergleichsweise zu Frankfurt oder gar zu den Dörfern rund um den Zürichsee ein völlig entschleunigtes Lebenstempo herrscht. Noch herrscht Nebensaison. Die Strände sind einsam. Der riesige Pool menschenleer und die Parkanlagen liegen ausgestorben in der Frühlingssonne.

Was heißt eigentlich „entschleunigen“? In der Schweiz stutzen die Menschen über das Wort, das sehr unüblich ist. Es geht schwer über die Lippen. Ich suche mal nach Synonymen: auf die Bremse treten, Stopp machen, die Stopp-Taste drücken, achtsam werden, Gas, Druck oder Dampf raus- oder wegnehmen, Tempo rausnehmen. Was kommt Ihnen in den Sinn?

Ich muss immer an einen Schleudervorgang der Waschmaschine denken. Ich kann die Schleuderumdrehungen reduzieren je nachdem wie empfindlich die Wäsche ist. Die volle Umdrehungsleistung mute ich der Kochwäsche zu. Zart geschleudert werden Hemden und Blusen, damit es keine Knitterfalten gibt.

Nun bin ich beim Bild des Hamsterrads angelangt. In dem stecken wir im Alltag oft drin. Meistens fühlen wir uns dann auch noch fremd bestimmt. Wir glauben dann, wir könnten nichts tun um das Hamsterrad anzuhalten und aus ihm auszusteigen.

Aber glauben Sie mir. So wie wir an einer Waschmaschine den Schalter drehen können, so haben wir für unser Lebenstempo den Schalter in der Hand.

Entschleunigen heißt nicht langsam machen oder lahm werden … heißt lediglich die Geschwindigkeit reduzieren. Das Tempo rausnehmen. Wenn wir mit 180 Sachen auf der Autobahn brettern und auf 130 Stundenkilometer herunter bremsen, dann sind wir immer noch schnell, fahren aber entschleunigt. Ich persönlich finde 130 eine angenehme Fahrgeschwindigkeit. Da fühle ich mich als Fahrerin wie als Beifahrerin ruhig und ungestresst.

Wenn ich die Waschmaschine von 1000 Umdrehungen auf 400 Umdrehungen für den Schleudergang herunter drossel, dann steht die Maschine nicht still sondern läuft in einem feineren Tempo weiter.

Ich bin mir sicher, je mehr ich darüber nachdenke: der Entschleunigungs-Stress beginnt da, wo wir annehmen, jetzt soll es nur noch langsam weiter gehen. Was ein Wahnsinn! Das ist ein Trugschluss. Das macht wirklich Stress und ist auch nicht aus- und einzuhalten. Wer das verspricht macht uns was vor.

Es gibt immer zwei Seiten von Lebenstempo: schnell versus langsam. Ungeduld – langer Atem. Verplant sein – improvisieren. Genießen versus sich langweilen und noch mehr.

Die Schnellen unter uns werden mir einen Vogel zeigen, wenn ich Ihnen Yoga zum Entschleunigen vorschlage. Da muss was anderes her. Jeder Biorhythmus braucht sein Entschleunigungsprogramm. Glauben Sie mir! Das Lebenstempo ist schnell UND langsam. Und wir brauchen beides um glücklich und zufrieden zu sein.

Foto 3

Poollandschaft by Petra Schuseil

Entschleunigen heißt also, das Tempo drosseln … aber um was zu erreichen?

Was passiert beim Entschleunigen? Ich bin ja nun live hier auf der Insel:

- der eigene Lebensrhythmus kommt erstmal aus dem Takt, ins Schleudern

- ich muss überlegen, welcher Wochentag heute ist

- der leere Strand, der menschenleere Poolbereich wirken ein wenig gespenstisch auf mich – aber auch ein Gefühl von “so viel Platz für mich” macht sich breit

- die spärlich besiedelte Insel tut ihr Übriges dazu, dass ich mich fremd fast alleine fühle

- es gibt keine (Shopping-)Geschäfte, die mich Ablenken

- ein Gast lamentierte laut an der Bar: Kein Clown, der mich hier bei Laune hält, in welcher Einsamkeit bin ich denn hier gelandet?

- es ist niemand da, der mir vorschreibt, was ich heute tun soll, wieviel Kilometer ich auf dem Rad verbringen will

Ja, was passiert denn eigentlich, wenn das Gefühl des „getrieben-seins“ angehalten wird und wir in den „Entschleunigungs-Modus“ kommen? Möglich sind: Langeweile, Ungeduld, Fremdheit, Angst, Unwohlsein, Unterlegenheit – um nur ein paar zu nennen. Was fällt Ihnen ein?

Also doch lieber wieder ins Hamsterrad schlüpfen? Hier kennen wir uns aus. Hier müssen wir nicht über uns nachdenken.

Hmmmmm…..

Wie wird also Entschleunigung zum Stress?

* Wenn wir von uns Übermenschliches erwarten … nämlich etwas Neues wollen, was wir noch gar nicht kennen. Und das dann gleich gelingen soll.

* wenn ein Mensch seine Werte und Bedürfnisse vernachlässigt

* wenn man sich nicht gut kümmert, auch für andere nicht gut sorgt (weil man es eben langsamer oder schneller braucht)

* wenn wir missachten, dass es immer auch zwei Seiten gibt

Was kann man tun gegen Entschleunigungs-Stress?

* Nicht für jeden passt „Tempo rausnehmen“. Es sollte individuell geprüft werden, welche Maßnahme passt: Vielleicht sind das mehr Pausen, ein halber freier Tag mehr, Sport treiben, die Ernährung umstellen

* es kommt auf die Persönlichkeit und den eigenen Biorhythmus an ob Yoga oder ein Klosteraufenthalt sinnvoll sind

* vorher kann man überlegen: Was brauche ich? Was tut mir gut? Was will ich ausprobieren? Was wird gelingen? Was weniger? Was passt zu mir? Was wird mir Spaß machen?

Sobald irgendetwas lustlos ausprobiert wird, ist man schon auf dem Holzweg. Dabei will man doch eigentlich etwas Schönes erleben, viel Freude und Spaß beim Entschleunigen. Sich ent-stressen anstatt sich zu stressen.

In meinem Buch schreibe ich darüber, wie wichtig es ist, selbstbestimmt mit der Zeit und dem Tempo mitzugehen. Mal fühlen wir uns getrieben, dann läuft es wieder wie geschmiert, mal dösen wir in der Sonne. Wenn es uns gelingt auf der Lebenstempo-Welle zu surfen … dann gelingt ein gelasseneres Lebenstempo. Ist das dann entschleunigt?

Wenn wir im guten Kontakt mit uns sind und bleiben, unsere Werte und Bedürfnisse ernst nehmen auch in puncto Entschleunigung, dann sind wir auf einem stressfreien Weg. Sobald wir nämlich entschleunigen und das, was uns wichtig ist, aus dem Fokus verlieren, beginnt der Stress. Wir brauchen also beides: Einerseits brauchen wir Zeit und Raum um uns darüber klar zu werden, was uns wichtig ist. Es darf sich beim „Tempo rausnehmen“ nicht das Gefühl einstellen, dass jetzt etwas Wichtiges flöten geht. Sondern wenn wir uns in einer langsameren Gangart um uns kümmern, dann fühlen wir uns im Lot.

So wie wir beim Schleudervorgang den Schalter von 1000 über 800 auf 400 Umdrehungen zurück dimmen können, so haben auch wir die Möglichkeit uns schrittweise einer langsameren Gangart anzunähern. Erinnern Sie sich: Entschleunigen heißt nicht, dass Sie langsam werden! Entschleunigen heißt, bewusster mit sich und den anderen umgehen. Das macht dann unendlich Freude aber keinen Stress. Wann probieren Sie es aus?

In diesem Sinne grüße ich Sie ziemlich entschleunigt, aber nicht langsam von der Insel. Sie glauben gar nicht wie ich mich auf mein Buch freue, das nun ausgeliefert wird und ab nächster Woche in den Buchläden zum Verkauf ausliegt :-) .

 

 


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Latest Images

Trending Articles





Latest Images